CFP 14.07.2014

Die Tage woher wir kommen? Das 19. im 20. Jh. (Mainz, 12-13 Dec 14)

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 12.–13.12.2014
Eingabeschluss : 15.09.2014

Gregor Wedekind, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Call for Papers

Die Tage woher wir kommen? Das 19. im 20. Jahrhundert – heute.

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 19. Jahrhunderts

In den 1920er Jahren begannen mehrere Schriftsteller und Philosophen, sich dem 19. Jahrhundert als einer abgeschlossenen, eigenen Epoche zu widmen. Ernst Bloch schrieb 1934 in den „Hieroglyphen des XIX. Jahrhunderts“ über diese „Avantgarde“, die sich rückblickend nun wieder der Zeit ihrer eigenen Kindheit zuwandte: „Seit Aragons 'Paysan de Paris', seit Benjamins seltsamen Briefmarkensammlungen und Passagen taucht die Elternzeit (und zwar in der Weise, wie man als Kind in sie versenkt war) stets erwachsener auf. Was früher nur der Alp der Schulträume war, ist die freiwillige Lust einer gebannten Rückkehr geworden.“ Bloch nennt dabei zwei Gründe für die aufkommende Beschäftigung mit dem zurückliegenden Jahrhundert: Erstens die deutlich spürbare Distanz zu der vergangenen Epoche; die Aufmerksamkeit richtet sich auf die bürgerlichen „Dinge des XIX. Jahrhunderts“, weil sie „jetzt erst zerfallen“. Der entscheidende Bruch ist dabei der Erste Weltkrieg und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Zweitens aber auch die Kontinuitäten, die von der Industrialisierung, dem Kapitalismus und Verteilungsfragen bis zur Wiederkehr des „Maskenballs des vorigen Jahrhunderts“ in den politischen Inszenierungen seiner Gegenwart liegen.

In diesem Sinne bezeichnete auch Walter Benjamin seine „Passagenarbeit“ als „Urgeschichte der Moderne“. Und Siegfried Kracauer sah 1937 im Vorwort zu seiner Jacques Offenbach-Biographie den Ansatz des Buches darin, „das ungleich kompliziertere Denken und Verhalten der Gegenwart zu nicht geringem Teil aus den Modellen abzuleiten, die während des neunzehnten Jahrhunderts in Frankreich hervorgebracht worden sind.“ Das 19. Jahrhundert wird als Ursachenforschung der eigenen Gegenwart in ihrer politischen und gesellschaftlichen Krise in den Blick genommen. Neben den genannten Autoren haben in jenen Jahrzehnten etwa auch Sigfried Giedion, Dolf Sternberger, Ernst Troeltsch, Norbert Elias, Benedetto Croce oder Karl Löwith jene Epoche untersucht. Man näherte sich ihr aus verschiedenen Disziplinen, um zugleich den eigenen Standpunkt als Verhältnis von Bruch und Kontinuität zu bestimmen. Die dabei entwickelten Perspektiven werden bis heute als paradigmatisch angesehen.

Indem die Tagung diese Ansätze in ihren Ähnlichkeiten wie auch in ihren Unterschieden rekapituliert, möchte sie zugleich die Frage nach der Aktualität des 19. Jahrhunderts für unsere eigene Gegenwart stellen. Willkommen sind Beiträge aus allen geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen.

Bitte schicken Sie bis zum 15. September 2014 einen kurzen Vorschlag (ca. 300 Wörter) für einen etwa 20-minütigen Vortrag zusammen mit einem Curriculum Vitae. Die Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.

Kontakt: Prof. Dr. Gregor Wedekind
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft
Jakob-Welder-Weg 12
55128 Mainz
gregor.wedekinduni-mainz.de

Quellennachweis:
CFP: Die Tage woher wir kommen? Das 19. im 20. Jh. (Mainz, 12-13 Dec 14). In: ArtHist.net, 14.07.2014. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/8212>.

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