CONF 16.09.2014

Fürst und Fürstin als Künstler (Wolfenbüttel, 9-11 Oct 14)

Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel, 09.–11.10.2014
Anmeldeschluss: 01.10.2014

Martina Granass

Tagung des Rudolstädter Arbeitskreises für Residenzkultur
in Zusammenarbeit mit der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel

Die Tagung wird gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung

Zum Tagungskonzept:
Die Sphäre der Künste gehört seit der Antike zu den wichtigsten Feldern herrschaftlicher Praxis, da erst ihre Kenntnis und Förderung den Typus des klugen, gebildeten Regenten ermöglichte und ihm zu sinnfälliger Anschaulichkeit verhalf. Von daher war es für kluge Könige und Fürsten aller Zeiten geradezu eine Selbstverständlichkeit, entsprechend talentierten Künstlern ein passendes Betätigungsfeld am Hof oder in der Stadt zu verschaffen. Ein Herrscher, der künstlerisch selbst tätig wird und dies noch dazu in aller Öffentlichkeit zelebriert, ist hingegen erklärungsbedürftig. Denn möchte man ein solches Verhalten nicht einfach nur als die charakterliche Marotte einzelner Regenten, sondern als Ausdruck von bestimmten Normen, Mustern und möglichen Topoi oder als Habitus bewerten, entstehen eine Reihe von Fragen und Problemen. Hier setzt die Tagung an und möchte erstmals aus einer interdisziplinären Perspektive das bislang nur wenig untersuchte Phänomen der künstlerisch, kunsthandwerklich und musisch tätigen, d.h. zeichnenden, architekturentwerfenden, konstruierenden, drechselnden, stickenden oder komponierenden Fürsten und Fürstinnen diachron in den Blick nehmen und auf die damit verbundenen Theorien, Kategorien und historischen (Habitus-) Entwürfe eingehen. Dabei soll der Fokus auf die Mitglieder reichsunmittelbarer Familien, eigenständige Territorialherren, Fürsten und Fürstinnen aus dem Alten Reich und den angrenzenden europäischen Ländern gerichtet werden. Als Resultat sind wesentliche neue Erkenntnisse zur Kultur- und Sozialgeschichte aber auch zur materiellen Kultur höfischer Gesellschaften im Europa der Frühen Neuzeit (1500 – 1800) zu erwarten.

Tagungsprogramm
(Änderungen bleiben vorbehalten)

Donnerstag, 9. Oktober 2014

14:00 Uhr
Eröffnung und Begrüßung
14:10 Uhr bis 14:30 Uhr:
Einführung in das Tagungsthema:
Prof. Dr. Matthias Müller, Prof. Dr. Klaus Pietschmann (beide Universität Mainz)

Sektion 1: Der Fürst als Baumeister und Ingenieur: Fürstliche Architekturentwürfe und mathematisch-physikalische Konstruktionen (Teil 1)

14:30 Uhr bis 15:05 Uhr
Dr. Wolfgang Lippmann (Bonn / Florenz): Kaiser Maximilian I. (1459-1519) als ”enzyklopädischer Dilettant“: Bedeutung und Nachwirken seiner Bauten
15:05 Uhr bis 15:40 Uhr
Dr. Elena Taddei (Universität Innsbruck): Städte bauen, Waffen schmieden, Herrschaft inszenieren in einem kleinen norditalienischen Fürstentum: Die Künste als Machtinstrument der Este im 15. und 16. Jahrhundert
15:40 bis 16:10 Uhr: Kaffeepause
16:10 Uhr bis 16:45 Uhr
PD Dr. Christina Strunck (Universität Marburg): Türme und Territorium. Die Kunstleidenschaft des Marchese Vincenzo Giustiniani als Nobilitierungsstrategie
16:45 Uhr bis 17:20 Uhr
Sebastian Fitzner M.A. (LMU München): Medien zur Reflexion des Herrschaftsraums und der Wissensvermittlung im 17. Jahrhundert. Die Architekturzeichnungen von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel und Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg
18:00 Uhr Abendvortrag:
Dr. Christina Posselt (Universität Freiburg): Zwischen Staatstugend und interesselosem Wohlgefallen. Der Fürst als Sammler und Dilettant
19:00 Uhr Empfang der Herzog August Bibliothek (im Saal des Anna-Vorwerk-Hauses)

Freitag, 10. Oktober 2014

Sektion 1: Der Fürst als Baumeister und Ingenieur: Fürstliche Architekturentwürfe und mathematisch-physikalische Konstruktionen (Teil 2)

9:30 bis 10:10 Uhr
Dr. Michael Korey (Staatl. Kunstsammlungen Dresden): „Nicht wenig erlüstigt und ergötzet“.
Kurfürst August von Sachsen und die Kunst des Reißens, Reisens und Punktierens

Sektion 2: Zwischen Fürstendidaxe und Regententugend: Fürstliches Kunsthandwerk

10:10 Uhr bis 10:45 Uhr
Dr. Jutta Kappel (Staatl. Kunstsammlungen Dresden): Der drechselnde Herrscher: fürstliches Drechselhandwerk
10:45 Uhr bis 11:15 Uhr: Kaffeepause
11:15 Uhr bis 11:50 Uhr
Dr. Annette Cremer (Universität Gießen): Fürstin Augusta Dorothea von Schwarzburg-Armstadt und ihre Puppenstadt „Mon Plaisir“
11:50 Uhr bis 12:25 Uhr
Aaron M. Hyman (Berkeley, University of California): Cut, Paste, Copy, Repeat: The Habsburg Remaking of “the East” at Schloss Schönbrunn
12:30 Uhr bis 14:30 Uhr: Mittagspause

Sektion 3: Kultivierung und Inszenierung von Herrschaft durch Bilder und Texte: Fürstliche Zeichen-, Mal- und Dichtkunst

14:30 bis 15:05 Uhr
Dr. Susanne Müller-Bechtel (TU Dresden): Friedrich Christian I. von Sachsen lernt Zeichnen
15:05 Uhr bis 15:40 Uhr
Dr. Sandra Hertel (Albertina Wien): „Die Dame, die den Brief zerreißt“: Die Selbstinszenierung der zeichnenden Erzherzogin Marie Christine
15:40 Uhr bis 16:15 Uhr
Dr. Renate Schreiber (Wien): Mit Degen und Feder – Dichtkunst und Gedichtvertonung von Erzherzog Leopold Wilhelm
16:15 Uhr bis 16:45 Uhr: Kaffeepause

Sektion 4: Zwischen Staatsraison und Plaisir: Der Fürst als Musiker, Komponist und Tänzer (Teil 1)

16:45 Uhr bis 17:20 Uhr
Prof. Dr. Nicole Schwindt (Musikhochschule Trossingen): »alle seitten spyel erlernt« – Maximilian I. zwischen inszeniertem und faktischem Musikertum
17:20 Uhr bis 17:55 Uhr
Prof. Dr. Ursula Kramer (Universität Mainz): Zwischen offiziellem Hof-Ceremoniell und privater Grille – zu Formen und Funktion fürstlicher Musikausübung im frühen 18. Jahrhundert am Beispiel von Hessen-Darmstadt

19:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen

Samstag, 11. Oktober 2014

Sektion 4: Zwischen Staatsraison und Plaisir: Der Fürst als Musiker, Komponist und Tänzer (Teil 2)

9:15 Uhr bis 9:50 Uhr
Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar u. Friedrich-Schiller-Universität Jena): Guglielmo Gonzaga, "Serenissimi". Fürstenmusik, Inszenierung und Kunstdiskurs am Hof von Mantua (1550-1587)
9:50 Uhr bis 10:25 Uhr
Dr. Margret Scharrer (Universität Saarbrücken): Zwischen Staatsräson und Plaisir: Ludwig XIII. komponiert Musik
10:25 Uhr bis 11:00 Uhr: Kaffeepause
11:00 Uhr bis 11:35 Uhr
Dr. Christine Fischer (Musik-Akademie Basel): Zwischen Performanz und Performativität: Fürstinnenporträts im höfischen Opernwesen
11:35 Uhr bis 12:10 Uhr
Dr. Christiane Hille (LMU München): Karl I. von England (1625 - 1649) und die Praxis des Tanzes als performative Distinktionsstrategie und höfische Disziplinierungspraxis
12:10 Uhr bis 12:30 Uhr: Abschlussdiskussion

Teilnahme und Anmeldung:

Die Tagung kann von allen Interessenten gegen Voranmeldung (bis zum 1.10.2014 über Sekretariat Frau Granaß: granassuni-mainz.de) besucht werden. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

Wissenschaftliche Leitung und Kontakt:

Prof. Dr. Matthias Müller
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft
Abteilung Kunstgeschichte
Georg-Forster-Gebäude
Jakob-Welder-Weg 12
55128 Mainz
Email: mattmueluni-mainz.de

Prof. Dr. Klaus Pietschmann
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft
Abteilung Musikwissenschaft
Jakob-Welder-Weg 18
55128 Mainz
pietschmannuni-mainz.de

Dr. Annette C. Cremer
Justus-Liebig-Universität Gießen
Historisches Institut
Otto-Behaghel-Str. 10 C
35394 Gießen
annette.cremerggk.uni-giessen.de

Quellennachweis:
CONF: Fürst und Fürstin als Künstler (Wolfenbüttel, 9-11 Oct 14). In: ArtHist.net, 16.09.2014. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/8397>.

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